"Feed - Viruszone" von Mira Grant Rezension


Inhalt

Das Grundszenario ist eine Zombieapokalypse, bzw. konnte der Ausbruch zweier Viren, die in Kombination das Zombievirus ergeben, wieder eingedämmt werden und die Weltbevölkerung lebt jetzt mehr oder weniger damit, dass immer die Gefahr besteht, selbst zu einem Zombie zu werden. Einen Zusammenbruch der Zivilisation oder ähnliches findet man in dem Buch allerdings nicht.

Die Hauptcharaktere sind die Geschwister Georgia und Shaun Mason, die zusammen mit ihrer Freundin Buffy (Andeutung auf "Buffy the Vampire Slayer") einen Blog führen und über die Geschehnisse in einer Welt mit Zombies berichten. Schließlich ziehen sie das große Los und werden dafür ausgewählt, einen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner auf seinem Wahlkampf zu begleiten und darüber zu bloggen. Allerdings kommen sie während ihrer Reise einer Verschwörung auf die Spur, die ihnen immer gefährlicher wird. 

Im Folgenden sechs Aspekte, die mir an dem Buch gefallen und teilweiße auch nicht so gefallen haben:

1. Humorvoller Schreibstil

Das Buch ist bei einem Bücherreibesuch eher zufällig in meiner Tasche gelandet und ich hatte nicht die geringste Ahnung, was mich erwartet. Zuhause hab ich dann die erste Seite gelesen, musste Lachen und war sofort von dem Buch überzeugt. Auch wenn ich mit dem Inhalt nicht immer zufrieden war - der Humor war göttlich, ich musste regelmäßig lachen und es war wirklich ein Genuss das Buch zu lesen. Der Schreibstil ist wirklich gut und ließt sich wahnsinnig flüssig. Für mich war es einer dieser Schreibstile, die bewirken, dass ich das Buch auch gerne gelesen hätte, wenn bezüglich der Handlung überhaupt nichts passiert wäre. 

2. Außergewöhnliche Geschwisterdynamik

Wie schon erwähnt sind die zwei Hauptcharaktere Geschwister. Auf der einen Seite hat man Georgia, die vernünftig, besonnen ist und als Bloggerin höchsten Wert darauf legt, die Wahrheit - und nur die Wahrheit - ans Licht zu bringen. Ihr gegenüber steht ihr Bruder Shaun, der risikofreudig und humorvoll ist und die Leser seines Blogs damit unterhält, dass er irgendwelche dummen, gefährlichen Dinge tut.

Die beiden Geschwister sind sich wahnsinnig nah und hängen extrem aneinander. Sie sind ein eingespieltes Team und sind zusammen einfach nur perfekt. Zwischen den beiden herrscht immer ein lustiger Schlagabtausch, aber für sie gibt es jeweils keine wichtigere Person als den jeweils anderen.

Genau dieses Zusammenspiel der beiden Charaktere macht für mich das Herzstück des Buches aus. Für mich waren diese beiden Charaktere und die perfekte Chemie, die zwischen ihnen herrscht, neben dem Schreibstil, der ausschlaggebende Grund, wieso ich von dem Buch so begeistert bin.


3. Gut ausgearbeitetes Szenario

Bis ins Detail ausgearbeitet ist auch die Welt, in der die Autorin ihre Story ansetzt. Wir befinden uns während der Handlung im Jahre 2039 & 2040 und circa 20 Jahre nachdem sich das Zombievirus gebildet hat. Es hat sich also alles wieder eingependelt, die Regierungen und das Militär haben die Bedrohung mehr oder weniger unter Kontrolle gebracht und es ist für die Bevölkerung wieder einigermaßen sicher. 

Mir hat sehr gut gefallen, wie ausgearbeitet das ganze Szenario war. Die Autorin wirft im Laufe der Geschichte immer wieder Informationen ein, die etwas darüber erzählen, wie das Virus entstanden ist und erfindet dabei auch immer wieder nette Anekdoten, wie es z.B. zu den Gesetztesentwürfen gekommen ist. Auch hat sie bedacht, wie sich die Gesetzte in so einer Welt ändern müssten, wie sich der Alltag der Menschen durch Sicherheitsvorkehrungen verändert und welche Diskussionen über früher belanglose Themen, wie z.B. Haustierhaltung, entstehen könnten. Das zeugt von Liebe zum Detail und ausgiebiger Recherche. Hat mir sehr gut gefallen!

Ich hab auf vielen anderen Blogs Kritik daran gelesen, dass während der ersten Buchhälfte zu viel Hintergrundwissen übermittelt wird und das Lesen deshalb schnell langweilig wird. Mir persönlich ging es überhaupt nicht so. Ich fand es spannend genug mehr über das Szenario, und wie es dazu gekommen ist, zu erfahren.


4. Der Alltag in einer Welt voller Zombies & die Angst

Erwähnenswert ist auch die Paranoia der Bevölkerung, die die Autorin schildert. Das Leben der Menschen spielt sich hauptsächlich hinter den eigenen vier Wänden ab, da man dort immer noch am sichersten vor Zombieangriffen ist. Versammlungen oder allgemein große Menschenaufläufe gibt es kaum noch, bzw. werden sie von den Meisten gemieden um das Infektionsrisiko zu mindern. 

Die Autorin zeigt so, dass sich die Menschen von ihrer Angst beherrschen lassen und so ihr Leben einschränken. Es gibt immer mehr Gesetzte und Sicherheitsmaßnahmen, die den einzelnen seiner Freiheit berauben - allerdings alles unter dem Vorwand der "Sicherheit". Dazu gibt es einige schöne Stellen im Buch, an denen dies deutlich kritisiert wird.
[...] Für unser Land ist Angst eine Gewohnheit, eine Lebenseinstellung geworden. [...] Die Menschen lechzen nach Angst. Angst rechtfertigt alles. Wenn man Angst hat, darf man eine Freiheit nach der anderen opfern [...] Angst erschafft, definiert und gestaltet unsere Welt, ohne sie hätten die meisten von uns keine Ahnung, was sie mit sich anfangen sollten. Unsere Vorfahren haben von einer Welt ohne Grenzen geträumt, während wir uns neue Grenzen herbeiträumen [...] Tag für Tag schränken wir unsere Möglichkeiten mehr ein, im Namen einer Sicherheit, die uns doch nie sicher genug ist. Eine Welt voller unzähliger Möglichkeiten haben wir so klein gemacht, wie wir nur konnten. Fühlen wir uns jetzt sicher? (S.372)

Lasst nicht zu, dass sie uns in Angst halten. Verstecken wir uns nicht weiter in unseren Häusern. Lasst und das sein, was wir sein sollten: freie Menschen, dazu fähig, eigene Entscheidungen zu treffen. (S.449)

Die Autorin hat viele gute Ansätze und ich habe selbst oft genug darüber nachgedacht, wie ich mein Leben in einer solchen Welt gestalten würde. 

5. Schwache Nebencharaktere - ans Klischee verloren 

Jetzt muss ich leider doch noch zu den etwas schwächeren Punkten des Buches kommen. Es gab interessante Nebencharaktere, aber es gab auch welche, die zu einseitig gut oder zu einseitig böse waren. Manche Charaktere waren so offensichtlich böse oder gut, dass man bei der Auflösung am Ende, wer denn jetzt zu den guten oder zu den bösen gehört, enttäuscht war, dass die Autorin, das doch so vorhersehbar gestaltet hat. 

Allgemein hat einigen Charakteren eine zweite Seite gefehlt, die sie menschlicher gemacht hätte. Georgias und Shauns Adoptiveltern wurden beispielsweiße nur als sensationslüstern und Quoten-orientiert dargestellt, die ihre Kinder nur dazu brauchen, bekannter zu werden - mehr war da nicht und das halte ich doch für zu unrealistisch. Ein paar positive Aspekte hätten diesen Charakteren sicher nicht geschadet.

Auch sonst hatte das Buch bezüglich der Logik und der Story gelegentlich Schwächen. Es hat nicht immer alles ganz zusammengepasst und manche Handlungen, Geschehnisse konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Da hätte ich mir mehr gewünscht.


6. Bloggen während der Zombieapokalypse

 Das Bloggen im Zentrum der Geschichte fand ich interessant und erfrischend. Die Autorin hat eine Welt erschaffen in der die normalen Medien keine so große Rolle mehr spielen und Informationen vor allem über Blogs verbreitet werden. 

Es ist unterhaltsam, den Bloggeralltag der Hauptpersonen zu verfolgen, mit all ihren Tricks und Kniffen (unendlich viele versteckte Kameras, etc.). Ehrlich gesagt, war das Buch ausschlaggebend, wieso ich Lust bekommen habe, den Blog hier zu erstellen... 

Dadurch, dass ein Großteil der Charaktere Blogger sind, fügt die Autorin am Ende der Kapitel immer einen Artikel aus einem der Blogs der Charaktere mit ein. Eine Idee, die mir sehr gut gefallen hat!

In dem Zusammenhang habe ich auf dem Blog Reflektion folgende schöne Einleitung zu einer Rezension über "Feed" gefunden: "Es gibt manche Bücher, über die muss ich euch einfach berichten. Und wenn man als Blogger dieses Buch liest, dann ist man quasi dazu verpflichtet, darüber zu schreiben..." und da kann ich nur zustimmen!

Fazit

Zusammengefasst kann man also sagen: Ich fand das Buch wahnsinnig unterhaltsam, hab die Hauptcharaktere geliebt, mit anderen dafür meine Probleme gehabt. Dafür war ich völlig begeistert von dem Szenario, das die Autorin erschaffen hat. Leider gab es bezüglich der Story ein paar Schwachstellen, aber ansonsten ein wirklicher Lesegenuss, vor allem wegen dem humorvollem Schreibstil. Konnte das Buch kaum aus der Hand legen! 

Ob ich die nächsten Teile lesen werde, weiß ich nicht genau, weil gegen Ende dann doch etwas passiert, was mir etwas den Anreiz nimmt weiter zu lesen...

Wenn ihr bei dem Artikel vorbeigeschaut habt, hinterlasst mir doch eure Meinung! Ich freue mich immer über kleine Diskussionen und andere Blickwinkel auf das Buch!

Im Anschluss noch der Amazonlink

Und ein kleiner Verweis auf die Seite der Autorin


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