Gangster Squad (2013) Kritik


Inhalt

Der Mafiaboss Mickey Cohen (gespielt von Sean Penn) will in den 1940er Jahren Los Angeles übernehmen. Um ihn in die Schranken zu weisen wird der Polizist John O'Mara (Josh Brolin) damit beauftragt einen "Gangster Squad" zu bilden, der durch illegale Aktionen die Macht des Mafiabosses eindämmt um zu verhindern, dass sich dieser endgültig in Los Angeles niederlassen kann. Zu diesem Gangstersquad gehören weitere Polizisten die unter anderem von Ryan Gosling, Anthony Mackie und Michael Pena gespielt werden. Dabei verliebt sich der Charakter von Ryan Gosling leichtsinniger Weise in die Freundin des Mafiabosses, die mit Emma Stone besetzt ist. Das Ganze basiert lose auf einer wahren Begebenheit.
"Every man carries a badge. Some symbol of his allegiance. His were the scars of a boxer who'd used his fists to climb the social ladder of the mob. A Jew who'd gained the respect of wops through a homicidal lust. He'd sworn an oath of violence. And his master? His own insatiable will to power. He wanted to own this town. His name was Mickey Cohen."
Gangster Squad ist so ein Film der einen nicht begeistert, den man so als mittelmäßig einstuft... aber nicht wirklich weiß wieso und es auch schwer begründen kann. Der Film hat keine offensichtlichen Fehler, aber irgendwas fehlt, bzw. stört um ihn zu einem wirklich guten Film zu machen. 
Im Folgenden möchte ich versuchen dieses Phänomen etwas zu ergründen und euch von ein paar positiven und negativen Aspekten des Films zu berichten:

Das Genre - was will der Film eigentlich sein?

Da es um organisiertes Verbrechen geht, sind die ersten Erwartungen erstmal, dass man einen Mafiafilm vor sich hat. Schon die erste Szene zeigt wie ein Mensch auf Befehl von Mickey Cohan zwischen zwei Autos gespannt und in zwei gerissen wird. Die Szene soll schockieren. Auch später gibt es immer mal wieder Szenen die in diese Richtung gehen. Nur ist man als Zuschauer einfach nicht so schockiert, bzw. die Grausamkeit und Brutalität kommt einfach nicht so ganz durch. Man sieht zwar, dass jemand durch einen Bohrer getötet wird, sitzt aber so da und denkt sich: "hm... ist nicht so optimal für den aber was will man machen". 
Zusammengefasst fehlt also diese Angst und dieses Entsetzten, diese tiefgreifende Gewalt, die Mafiafilme ausmachen und die die Mafia ja erst richtig gefährlich wirken lassen.

Der Film erinnert meistens mehr an einen Actionfilm. Es gibt viele Schießereien. Sehr viele Schießereien, die aber mehr die Leichtigkeit eines unterhaltsamen Actionfilms haben. Zudem hatte der Film sehr viele lustige Momente. Wirklich guter Humor, aber genau dieser führt den Film noch weiter von dem Genre des Mafiafilms weg, hin zur Actionkomödie. Auch kann man brutale Morde und tragische Szenen nicht so schockiert und traurig aufnehmen, wenn man sich davor noch amüsiert hat.

Zusammengefasst sieht sich der Film als brutaler Mafiafilm, ist aber eher eine leichte, unterhaltsame Actionkomödie. Dass der Film weder vollständig das Eine, noch das Andere ist, schadet ihm meiner Meinung nach ziemlich.

Optimistische, fast naive Vorstellung vom organisierten Verbrechen

 

Der Film hat eine zu starke schwarz-weiße Weltsicht und löst seine Probleme etwas zu einfach. Zum Einen gibt es die guten Polizisten und den abgrundtief bösen Mafiaboss. Vor allem der Polizist den Josh Brolin verkörpert, hat diesen sehr heldenhaften Charakter, der seine Pflicht über sein eigenes Leben und das Wohlergehen seine Familie stellt und unkäuflich ist. Nicht falsch verstehen: Der Charakter ist trotzdem sympathisch - nur etwas zu perfekt und vorbildlich. Mickey Cohen hingegen erfüllt jedes Klischee des grausamen Verbrechers. Er tötet brutal, auch seine eigenen Leute sobald sie den kleinsten Fehler machen, etc. Man hat diese Art von bösem Charakter leider schon zu oft gesehen und Mickey Cohen fehlt die persönliche Note, die ihn aus der Masse dieser Charaktere hervorstechen lässt. Abgesehen von einem ziemlich coolem Zitat zu Beginn des Filmes:
"You're talkin' to God, Mitch, so you might as well swear to me."
Nächste Punkt ist dieser Optimismus, dass man nur den Mafiaboss töten muss und alles wird wieder wunderbar. Über den Punkt, dass sofort jemand anderes die Macht über die Stadt übernehmen wird, sobald sein Vorgänger gestürzt wurde und, dass es genau deshalb unheimlich schwer ist wirklich gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen, wird irgendwie nicht gesprochen. Der Film ist da allgemein recht unkompliziert und geht nach Schema F vor: "Held vs. Bösewicht, Bösewicht tot = Problem gelöst!", was uns wieder zu dem Punkt bringt, dass der Film wie ein düsterer Mafiafilm aufgemacht ist und diese Erwartungen aber einfach nicht erfüllen kann.

Weitere negative Aspekte

Neben den Aspekten, dass der Film in ein falsches Genre abschweift und nicht wirklich tiefgründig oder innovativ ist, haben mich beim Schauen noch ein paar Kleinigkeiten gestört:

Zum einen die dramaturgischen Tode. Ich bin kein großer Fan davon, wenn Drehbuchautoren Charaktere töten, weil sie die Story nicht anders vorantreiben können oder um Entsetzen, etc. beim Publikum auslösen, das aber zu offensichtlich und nicht authentisch oder realistisch genug gestalten. Es gibt die klassischen Tode von Unschuldigen, um die Helden zu motivieren und es gibt die Tode, die einfach die Brutalität des Bösewichtes ausdrücken sollen. Vor allem Letztere fand ich teils schlampig gemacht, weil die Opfer sich einfach wahnsinnig naiv verhalten oder dumm handeln - eben auf eine Weise wie man es als logisch denkender Mensch nicht tun würde - und meist deshalb sterben. (Ernsthaft: Wenn mir ein berüchtigter Mafiaboss den Rücken zudreht und weiß, dass ich ihm nicht mehr loyal bin, dann zieh ich ihm doch sofort eine über und fordere ihn nicht zum fairen Zweikampf heraus)

Zum anderen fand ich die Actionsequenzen recht ermüdend. Sie waren zwar gut gemacht, das Geballer war aber auf so eine Art gestaltet, dass ich immer wieder abgeschweift bin. Zinderella auf dem Blog Darkagent beschreibt die Schussgefechte ziemlich gut. Nämlich "scheinen die Guten wohl wieder mal über einen unsichtbaren Schild zu verfügen, der sie magisch vor den halbautomatischen Waffen der Gangster beschützt."

Insgesamt war der Film aber trotzdem nicht schlecht. Er war nur nicht gut genug um herausragend zu sein. Deshalb hier noch die Aspekte, die mir an dem Film gut gefallen haben:

Der  Humor

Hätte der Film von Zeit zu Zeit nicht immer wieder versucht düster zu sein, sondern hätte seine humorvolle Seite konsequenter durchgezogen, hätte das ganze wirklich was werden könne. Der Humor war nämlich wirklich göttlich. Keine Sprüche, die darauf abzielen sollen das Publikum zum Lachen zu bringen, sondern immer wieder so teils absurde Situationen, die einfach ihren eigenen Charme hatten und in denen mir der Film wirklich gut gefallen hat.
  "All good things must one day be burnt to the ground for the insurance money."

Die bessere Hälfte des Protagonisten

Was mir außerdem wirklich gut gefallen hat, war die Frau bzw. die Ehe des Protagonisten. Die Ehefrau (gespielt von Mireille Enos) war meiner Meinung nach der stärkste Charakter des Films. Sie ist intelligent und bringt einen interessanten Aspekt auf den Tisch. Sie stell die Pflichten, die Josh Brolin hat einander gegenüber. Zum einen sieht er es als seine Pflicht an, sein Leben zu riskieren um die Bösen zu stoppen, während er aber auch eine Pflicht gegenüber seiner Familie hat. Nämlich die Pflicht, für das Wohlergehen seiner Frau zu sorgen, was er logischerweise nur kann, wenn er unter den Lebenden weilt. Ein schöner Gedanke, der den Zuschauer etwas zum Denken anregt, vor allem weil sich der Film auch gut damit auseinandersetzt. Kann man jemanden denn wirklich als Helden bezeichnen, wenn er letztendlich seine Familie verletzt und im Stich lässt?

Die technische Ausführung

Auch ist der Film technisch wirklich gut gemacht. Es gibt beeindruckende Sequenzen und die Atmosphäre des Los Angeles der 40er Jahre wird wirklich gut eingefangen. Bei den Einstellungen hat sich jemand etwas gedacht und vor allem gegen Ende hin gibt es eine Szene, die den Zuschauer wirklich auf einer sehr geschickte Weiße in die Irre führt. Der Film sieht wirklich gut aus - da kann man ihm überhaupt nichts vorwerfen.


Fazit

Zusammengefasst kann man also sagen, dass der Film gut gemacht war, auch viele positive Aspekte hatte, aber einfach nicht so fesselnd, beeindruckend und intensiv war, wie er hätte sein können. Es hätte dem Film besser getan sich auf das Genre der Actionkomödie festzulegen und etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Zur reinen Unterhaltung lohnt es sich aber definitiv mal in den Film reinzuschauen.

P.S: An einer Stelle, als Emma Stone ihrem Liebhaber Ryan Gosling erzählt, dass sie nach Los Angeles gekommen ist um ein Star zu werden fühlt man sich doch sehr an La La Land erinnert :D

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